Tiergestüzte Therapie

Häufig kommt in der Traumatherapie meine ausgebildete Therapiehündin Paula zum Einsatz. Paula ist ein Labradoodle – eine Mischung aus Labrador Retriever und Pudel. Diese Hunde zeichnen sich durch Sanftmut, Fröhlichkeit und außergewöhnliche emotionale Intelligenz aus. Daher eignen sie sich vorzüglich als Therapiehunde. Weil sie sehr menschenbezogen ist, begleitet Paula nicht nur Traumatherapien, sondern ist auch bei anderen Therapieformen und Anwendungen anwesend.

Was kann ein Therapiehund? Natürlich kann man einem klugen und gelehrsamen Hund eine Menge Tricks beibringen, aber darum geht es nicht. Weder ersetzt ein Tier die Therapie, noch ist es Mittelpunkt des Geschehens. Ein guter Therapiehund ist ein aufmerksamer Beobachter, spendet Zuwendung und spiegelt die Emotionen, die Menschen äußern – auch die unbewussten. Und so wie ein Hund auf Menschen reagiert, können auch Menschen auf die Präsenz eines Hundes reagieren.

Der Einstieg in das Thema verläuft schneller und angenehmer

Oft ist es schon die Anwesenheit, die den Unterschied macht. Ich erlebe es täglich, dass sich Menschen in Gegenwart von Paula entspannen. Die Vitalwerte normalisieren sich, die Anspannung lässt nach, Stress fällt förmlich von den Patienten ab. Diese Wirkung ist belegt – ich selbst mache die Erfahrung auch dann, wenn Paula in ihrem Korb liegt, und sogar dann, wenn das Verdeck geschlossen ist. Es wird berichtet, dass sogar Koma-Patienten auf die Anwesenheit von Hunden reagieren.

Die Normalisierung des emotionalen Zustands ist für den gelungenen Einstieg in das Therapiegespräch wichtig: Wenn das Eis bricht, die Reserviertheit weicht, fällt es leichter, sich auf das eigentliche Thema einzulassen. Das ist nicht zuletzt auch ein Zeitgewinn, denn wir können die Therapiestunde besser gemeinsam ausschöpfen.

Durch die Zuwendung, die Menschen durch den Hund erfahren, erschließt sich auch der Zugang zu den eigenen Emotionen leichter. Gerade bei Traumata kann es passieren, dass ein Patient einfach nicht fühlt. Ein Hund kann Ruhe im Inneren einkehren lassen, Trost spenden, Besinnung ermöglichen, Verbundenheit schaffen. Damit kann er emotional unterstützend wirken.

Hunde nehmen Signale ungefiltert auf und spiegeln sie

Hunde nehmen aber auch Signale auf. Paula registriert genau, wenn Spannungen im Raum sind, wenn Patienten nervös oder unruhig sind. Weil sie diese Signale spiegelt, hilft sie nicht nur meinen Patienten, sondern auch mir – denn so kann ich mein Gegenüber besser einschätzen und verstehen. Wir Menschen sind bisweilen von intellektuellen und kulturellen Prägungen überformt. Ein Hund zeigt ungefilterte Empathie und reagiert auf Dinge, die allzu häufig verborgen bleiben. Signalisiert er emotionales Unbehagen, ermöglicht mir dies, Trigger und Stressoren zu erkennen.

Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf Hunde – und manche haben sogar Angst vor ihnen. Daher bestimmt bei mir immer der Patient, ob und bis wohin ein Therapiehund eingebunden werden soll. Wir haben viele Möglichkeiten der Abstufung: Wir können ihn bis hin zum körperlichen Kontakt in das Gespräch einbinden, ganz auf ihn verzichten oder zum Beispiel den Korb schließen, so dass nur seine Präsenz wirkt. Wichtig ist, dass der Prozess fließt. Ein Therapiehund kann ihn sehr fördern, aber er soll auch nicht ablenken. Manchmal ist es sinnvoll, einfach auszuprobieren. Denn auch Menschen ohne großen Bezug zu Hunden haben schon sehr von Paulas Anwesenheit profitiert.